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Pimp my winter

Den Titel des Projektes "Pimp my winter" sollte man besser nicht versuchen, mit einem Übersetzungsprogramm vom Englischen ins Deutsche zu übersetzten. Da gerät man auf eine vollkommen falsche Fährte.

Ziel dieses Projektes war es, Farbe in die kurzfristig von Frau Holle überzuckerte Landschaft aber vor allem in die Winterferienwoche zu bringen.

Vorab: zwei Besuche (31.01. und 02.02.2017) im Jugendbildungszentrum in Blossin zeigten mir ein sehr buntes Bild und, dass das Projektziel umfassend erreicht wurde.

Fast 50 junge Leute und ihre Betreuer und Dolmetscher realisierten ein von Friedrich Kruspe (JBZ Blossin) inhaltsreich "gestricktes" Programm.

Bereits beim 1. Besuch am Dienstag nahm ich eine lockere fröhliche Atmosphäre wahr. Manches Gähnen der Mädchen und Jungen war sicher nur auf das Agieren in der frischen Winterluft und dem straffen Programm zurückzuführen.

Der bunte Mix der jungen Leute verlangte den Betreuern, Projektleitern und Dolmetschern einiges ab. Jene kamen gar nicht zum Gähnen...
Wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Hause waren oder sind, haben sie auf "Steckbriefen" aufgeschrieben.

Für die deutschen Teilnehmer war es ein "besonderes Ferienerlebnis". Ein fünfzehnjähriger sagte: "Gut, dass ich mich hierfür gemeldet habe. Sonst hätte ich wohl zu Hause nur im Internet gesurft".
Auf meine Frage, wie das mit der Verständigung klappe, meinte er: "Ach, das geht. Viele können ganz gut deutsch. Die Polen sind englisch ziemlich fit. Und wenn es gar nicht geht, dann steht immer irgendwo ein Dolmetscher rum."

Es wird miteinander gespielt, gemalt und viel geredet. In 4 Workshops bearbeiteten die jungen Leute verschiedene Themen, die man sich am Donnerstagabend gegenseitig vorstellte.

Donnerstagvormittag (am 02.02.2017) kam ich dazu, wie sich fünf international gemischte Teams auf ihre Präsentation der Berlin-Tour vorbereiteten. Die Tour hatten sie am Tag zuvor durchgeführt.
Mehrsprachig stellten sie den anderen Gruppen vor, was sie erlebt hatten und beantworteten vorab gestellte Aufgaben und Fragen.

Sie berichteten vom Besuch des Bundestages, von Begegnungen mit Berlinerinnen und Berlinern aber auch ausländischen Menschen in Berlin.
Amüsiert stellte ich fest, dass der Spitzname des "Brunnen der Völkerfreundschaft" auf dem Alexanderplatz wohl doch etwas mit der Internetübersetzung "Pimp" zu tun hat - den Namen hatten alle Gruppen sehr genau ermittelt...
Wieder wurde viel gelacht und gegähnt...

Weiter nahm ich an einer Probe des Theaterworkshops teil.
Obwohl ich meine, mit der aktuellen Asyl-Thematik vertraut zu sein, beeindruckte mich das "Spiel" der deutschen und ausländischen jungen Menschen.
Mit einfachen wortlosen Spielszenen zeigten sie, warum Menschen ihre Heimat verlassen, was sie auf sich nehmen und wie ihre Situation jetzt ist.

Es endete mit Charlie Chaplins Worte:

"Ihr seid Menschen!
Bewahrt Euch die Menschlichkeit in Euren Herzen!
Und hasst nicht!"

Kurz dachte ich darüber nach, dieses komprimierte "Spiel" ähnlich einem "Flashmob" den Königs Wusterhausener Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz zu präsentieren.
Ich verwarf die Idee, dies vorzuschlagen. Gerade die geflüchteten jungen Menschen dürfen nicht benutzt werden, für etwas, wozu die Erwachsenen oft nicht in der Lage sind.
Außerdem sind viele der in Blossin anwesenden Mädchen und Jungen von ihren Erlebnissen traumatisiert. Auch damit hatten die Betreuer (meist in der Nacht) zu tun.

Adam, dem JBZ-Praktikanten aus Großbritannien, gelang es, in der von ihm am Donnerstagabend gestalteten stimmungsvollen Diskothek, für einige Stunden die düsteren Gedanken zu vertreiben.

Als ich weg fuhr und mich von Dawod, einem 13jährigen Syrer, besonders herzlich verabschiedete, war ich von der Sinnfälligkeit und dem Erreichen des Projektzieles überzeugt.
Dawod und seine Schwester waren auch Teilnehmer am "Schlüsselkind-Projekt" und wohnen in der Asylbewerberunterkunft in Kolberg.

Ich fragte ihn am Dienstag, warum sein afghanischer "Kumpel" Abolfazi (ebenfalls Teilnehmer am "Schlüsselkind-Projekt") hier nicht dabei sei.
"Er hat viele andere Termine...", antwortete Dawod.
In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag schrieb mir Abolfazi, dass seine Eltern demnächst ein "Interview" hätten. Sie, er und seine zwei jüngeren Geschwister sollen zurück nach Afghanistan...

© GKD – 2017 02 03

Projektbilder
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